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Kaminabend "Konflikt, Beteiligung und Verhandlung – wie intersektorale Verständigung gelingt"
Im Rahmen von Modul 4 „Konflikt, Beteiligung und Verhandlung“ im Executive Programm Intersectoral Governance veranstaltete die ISoG BW am 20. November 2025 einen Kaminabend mit Marcus Wandel, Prof. Dr. Petra Morschheuser und Robert Gaa.
Im Rahmen von Modul 4 „Konflikt, Beteiligung und Verhandlung“ im Executive Programm Intersectoral Governance veranstaltete die ISoG BW am 20. November 2025 einen Kaminabend. In der inspirierenden Atmosphäre von Das Büro in Stuttgart kamen Teilnehmende des aktuellen Jahrgangs, Alumni und Gäste zusammen, um über die Bedeutung dieser drei Themen für gelingende intersektorale Zusammenarbeit zu diskutieren.
Zu Gast waren:
- Marcus Wandel, Amtsleiter bei Vermögen und Bau Tübingen
- Prof. Dr. Petra Morschheuser, Professorin für Unternehmensführung und Controlling an der DHBW Mosbach
- Robert Gaa, Beauftragter für Nachtökonomie der Stadt Mannheim
Unterschiedliche Sektoren – unterschiedliche Konfliktkulturen
Ein zentrales Thema des Abends war der Umgang mit Konflikten: Während Marcus Wandel von einem besetzten Wohngebäude berichtete, das sein Amt aus Sicherheitsgründen räumen lassen musste, betonte Robert Gaa, wie häufig Lärmbeschwerden in der Nachtökonomie Ausdruck fehlender direkter Kommunikation seien – etwa, wenn ein gekipptes Fenster zur Polizei führt statt zum Gespräch zwischen Barbetreibenden und Nachbarn. Prof. Morschheuser ergänzte aus unternehmerischer Perspektive, dass auch in wirtschaftlichen Kontexten Konflikte nicht nur rational, sondern immer auch emotional verhandelt werden.
Gerade in intersektoralen Kooperationen treffen unterschiedliche Logiken und Interessen aufeinander – rechtliche Vorgaben, wirtschaftlicher Nutzen, gemeinwohlorientierte Werte. Konflikte seien hier nicht vermeidbar, so der Tenor, aber gestaltbar – durch frühzeitige Kommunikation, Verhandlung auf Augenhöhe und klare Rollenverständigung.
Beteiligung ist nicht gleich Beteiligung
Beteiligung wurde nicht nur als Mittel zur Deeskalation, sondern als Gestaltungselement betrachtet: Wer spricht mit? Wer wird eingeladen? Und wer trifft am Ende Entscheidungen? Robert Gaa berichtete, wie es gelungen ist, ehemals informelle Rave-Kultur in Mannheim in regulierte, aber kreative Formate zu überführen – durch gezielte Beteiligung von Musikschaffenden, Verwaltung und Anwohnerschaft. Dabei wurde deutlich: Beteiligung braucht Struktur, Dialogräume – und manchmal eine moderierende Instanz, um Interessen auszutarieren.
Verhandeln mit Haltung – Macht, Vertrauen und Anreize
Ein wiederkehrendes Motiv war das Spannungsfeld von Macht und Vertrauen. Während die Verwaltung über formale Machtmittel verfüge, sei echte Verständigung oft nur über Beziehungsebene und Transparenz möglich. Petra Morschheuser hob hervor, dass in Verhandlungen häufig weniger die "maximale Lösung" zähle, sondern das Gefühl, fair behandelt worden zu sein. Die Kunst des Verhandelns, so Marcus Wandel, liege darin, herauszufinden, was dem Gegenüber wirklich wichtig ist – und mit welchen Anreizen man diesen Punkt erreichen kann. Dabei muss es nicht immer Geld sein – Wertschätzung, Aufmerksamkeit und Anerkennung wurden als ebenso wirksame Währungen benannt.
Impulse aus dem Publikum: Reflexion und Relevanz
Auch die Diskussion mit dem Publikum zeigte: Die Themen Konflikt, Partizipation und Verhandlung sind zentral für gelingende intersektorale Kooperation. Ob im Stadtteil, in der Projektarbeit oder in politisch aufgeladenen Kontexten – das Ringen um Verständigung, Prioritäten und gemeinsame Lösungen ist kein Nebenprodukt, sondern Kern jeder zukunftsfähigen Zusammenarbeit.
Fazit: Intersektorale Governance braucht Konfliktfähigkeit
Der Kaminabend machte deutlich, wie wichtig es ist, Konflikte nicht als Scheitern, sondern als notwendige Aushandlungsräume zu begreifen. Partizipation bedeutet mehr als Einbindung – sie ist Voraussetzung für Legitimität. Und Verhandlung ist kein Zeichen von Schwäche, sondern Ausdruck strategischer Führungsstärke.
Mit diesem Abend hat die ISoG BW erneut gezeigt, wie wertvoll der Austausch zwischen Sektoren, Professionen und Perspektiven ist. Das Netzwerk aus Teilnehmenden und Alumni wächst nicht nur fachlich, sondern auch als Raum für gegenseitiges Lernen, gemeinsame Verantwortung und gelebte Kooperation.