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Stuttgarter Denkatelier 2025
Das Stuttgarter Denkatelier ist zum wichtigen Think Tank für intersektoralen Austausch gereift. Jedes Jahr kommen Entscheider:innen aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft nach Stuttgart, um zentrale Fragen zu diskutieren, die Perspektive zu wechseln und neue Impulse aufzunehmen.
Rund 70 Teilnehmende kamen im Stuttgarter Denkatelier 2025 der ISoG BW – in Kooperation mit der Agentur mehrwert gGmbH und in den Räumen der Sparkassenakademie – zusammen, um über die Zukunft der Zusammenarbeit zwischen Mensch und Maschine zu diskutieren. Im Mittelpunkt stand die Frage, wie sich soziale Intelligenz in Zeiten von Künstlicher Intelligenz neu definiert.
Keynote: Soziale Intelligenz im KI-Zeitalter
Verhaltensökonom und KI-Facilitator Thomas Staehelin eröffnete die Veranstaltung mit einer ebenso provokanten wie anschaulichen Keynote. In einem Live-Gespräch mit einem Chatbot über seinen eigenen Vortrag demonstrierte er das Phänomen der Sykophantie: die übermäßige, unkritische Zustimmungsbereitschaft von KI-Systemen. Die Szene zeigte eindrücklich, wie stark diese Modelle auf vermeintliche Nutzerbedürfnisse optimieren – und warum professionelle Distanz im Umgang mit KI unerlässlich bleibt.
Drei Perspektiven, die bleiben
1. Einordnung: Eine UX-Revolution
Die KI-Entwicklung ist weniger eine technische als eine nutzerseitige Revolution. Wir alle sind Teil eines laufenden Experiments. Kurzfristige Effekte erleben wir intensiv – langfristige Veränderungen unterschätzen wir oft, weil wir uns schleichend daran gewöhnen. Die bekannte Metapher vom „gekochten Frosch“ trifft den Kern.
2. Haltung: „Wir müssen die KI führen.“
Staehelin knüpfte an Cassie Kozyrkovs KI-Verständnis an: AI steht für „Automated Instructions“ und dient als Werkzeug zur Stärkung „Augmented Individuals“. Die zentrale Botschaft: KI ist ein Toolset, das menschliche Kreativität und Produktivität skalieren kann – solange wir die Richtung vorgeben.
3. Praktischer Umgang: Drei Empfehlungen
Für Individuen, Organisationen und intersektorale Kooperationen betonte Staehelin drei konkrete Schritte:
- KI als Werkzeug-Kolleg:in verstehen – vergleichbar mit einem guten Praktikanten oder Sparringspartner im Sinne einer echten Co-Intelligenz.
- Nüchtern und systematisch vorgehen – den Einsatz von KI-Lösungen strukturiert planen statt blind Trends zu folgen.
- Pain Points identifizieren – dort ansetzen, wo Bürokratie, Dokumentationspflichten oder zeitintensive Routineaufgaben Ressourcen binden.
Bedeutung für intersektorale Zusammenarbeit
Gerade in der sektorübergreifenden Kooperation wird deutlich: Je kontextsensitiver Maschinen werden, desto wichtiger werden menschliche und soziale Kompetenzen. Damit Zusammenarbeit gelingt, braucht es ein klares Framing und verlässliche Leitplanken.
Das Stuttgarter Denkatelier hat gezeigt: Die entscheidenden Fragen der KI-Zukunft sind nicht primär technischer Natur – sie sind organisatorisch und menschlich. Und genau hier liegt der Schlüssel, um die Potenziale von KI verantwortungsvoll und wirkungsvoll zu nutzen.