Projekte

Forschungsthema: Implementierung eines Stakeholderdialogs zur qualifikationsadäquaten Beschäftigung ukrainischer Geflüchteter in Sinsheim  
Methodisches Vorgehen: Datenbasierte Analyse, qualitative Interviews und Fokusgruppe, kollaborative Dialogformate, Schulungen und eine Toolbox

Das Projekt „Brücken zur Adäquaten Beschäftigung (BRIDGE-AB)“ wird in enger Kooperation mit der Stadtverwaltung Sinsheim durchgeführt. Der Fokus des Projekts liegt auf der Entwicklung und Implementierung von Strategien zur qualifikationsadäquaten Beschäftigung ukrainischer Flüchtlinge in Sinsheim durch einen intersektoralen Stakeholderdialog. Dieser Dialog zielt darauf ab, durch die Zusammenarbeit von Unternehmen, Stadtverwaltung, Geflüchteten und NGOs vor Ort strukturelle Veränderungen herbeizuführen. Im ersten Schritt wird eine detaillierte Recherche und Analyse der Arbeitsmarktsituation ukrainischer Flüchtlinge durchgeführt, um die bestehenden Strukturen, Akteure und Unterstützungsbedarfe zu erfassen. Auf Basis dieser Erkenntnisse wird ein umfassendes Beratungs- und Moderationsangebot zur Entwicklung und Durchführung des Stakeholderdialogs bereitgestellt, wobei die bisherigen Erfahrungen des ISoG berücksichtigt werden. Zusätzlich wird ein spezifisches Toolset entwickelt, das die Durchführung von Stakeholderdialogen zu Zukunft erleichtert und die gewonnenen Kompetenzen und Erkenntnisse themen- und kommunenübergreifend nutzbar macht. Darüber hinaus wird ein Schulungskonzept für städtische Mitarbeitende entwickelt, um die zukünftige Umsetzung solcher Dialoge zu optimieren. Die Integration der gewonnenen Erfahrungen und Erkenntnisse in lokale Politiken und Praktiken erfolgt auf nachhaltige Weise, um langfristige Verbesserungen und eine effektive Nutzung der entwickelten Methoden zu gewährleisten.

Seit Beginn des Kriegs in der Ukraine haben bis August 2024 ca. 1,2 Mio1 Menschen in Deutschland Zuflucht gesucht. Davon sind 70 Prozent Frauen2. Das Bildungsniveau der Geflüchteten ist bemerkenswert: 72 %3 von ihnen verfügen über einen Hochschulabschluss, die meisten haben einen akademischen Hintergrund. In ihrer ukrainischen Heimat waren viele der Geflüchteten in deutschen Mangelberufen beschäftigt. So waren 43 %3 im Bereich der kaufmännischen Dienstleistungen tätig, wobei hier insbesondere Tätigkeiten im Verkauf und in der Unternehmensorganisation zu nennen sind. Ein weiterer nennenswerter Anteil von 24 %3 war im Bereich Gesundheit, Soziales, Lehre und Erziehung angestellt. Die Integration dieser gut ausgebildeten und berufserfahrenen Menschen in den deutschen Arbeitsmarkt ist Herausforderung und Chance zugleich. Es eröffnet die Möglichkeit, den Fachkräftemangel in verschiedenen Branchen zu lindern und gleichzeitig den Geflüchteten eine Perspektive und Stabilität zu bieten.

Obgleich Fortschritte zu verzeichnen sind, erweist sich die Integration ukrainischer Flüchtlinge in den Arbeitsmarkt in Sinsheim als anspruchsvoll. Dies ist auf verschiedene Faktoren zurückzuführen, darunter die Vergleichbarkeit von Abschlüssen, fehlende Berufserfahrung, Sprachbarrieren sowie die Kinderbetreuung. Das Case Management in Sinsheim bietet bereits individuelle Unterstützung, um Sprachkompetenz und Vertrauen zu stärken. Jedoch ist es notwendig strukturelle Hürden anzugehen und sektorübergreifende Lösungen zu finden. Aus diesem Grund wurde das gemeinsame Projekt ins Leben gerufen und nun schrittweise umgesetzt.

Die Ergebnisse des vorliegenden Projekts sind: 1) der in Sinsheim durchgeführte Stakeholderdialog zur qualifikationsadäquaten Beschäftigung ukrainischer Geflüchteter, 2) erprobte Schulungsmaterialien und 3) ein Toolset mit Materialien, um eine erfolgreiche Umsetzung zu unterstützen.

 

Quellen

  1. Statista Research Department (22. August, 2024). Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine in Deutschland bis August 2024 [Graph]. In Statista. Zugriff am 09. September 2024, von https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1294820/umfrage/kriegsfluechtlinge-aus-der-ukraine-in-deutschland/
  2. OECD 2023. What we know about the skills and early labour market outcomes of refugees from Ukraine, von https://www.oecd.org/ukraine-hub/policy-responses/what-we-know-about-the-skills-and-early-labour-market-outcomes-of-refugees-from-ukraine-c7e694aa/
  3. Brücker, Herbert/Ette, Andreas/Grabka, Markus M./Kosyakova, Yuliya/Niehues, Wenke/Rother, Nina/Spieß, C. Katharina/Zinn, Sabine/Bujard, Martin/Cardozo, Adriana/Décieux, Jean Philippe/Maddox, Amrei/Milewski, Nadja/Naderi, Robert/Sauer, Lenore/Schmitz, Sophia/Schwanhäuser, Silvia/Siegert, Manuel/Tanis, Kerstin/ Steinhauer, Hans Walter (2022): Geflüchtete aus der Ukraine in Deutschland: Ergebnisse der ersten Welle der IAB-BiB/FReDA-BAMF-SOEP-Befragung. Forschungsbericht 41 des Forschungszentrums des Bundesamtes, Nürnberg: Bundesamt für Migration und Flüchtlinge. https://doi.org/10.48570/bamf.fz.fb.41.d.2023.ukrlangbericht.1.0

Forschungsthema: Beratung als akademische Praxis: Rollen im transdisziplinären Spektrum zwischen Beratung, Wissenschaft und aktionsorientierter Forschung
Methodisches Vorgehen: kreatives, kunstbasiertes Vorgehen mit qualitativen Interviews

Im heutigen wissenschaftlichen Diskurs wird von Wissenschaftler:innen zunehmend gefordert, ihre Erkenntnisse nicht nur verständlich zu kommunizieren, sondern auch aktiv zum gesellschaftlichen Wandel beizutragen. In diesem Zusammenhang gewinnen aktionsorientierte Forschungsansätze und wissenschaftliche Beratung zunehmend an Bedeutung. Einerseits fordern diese Ansätze traditionelle wissenschaftliche Methoden und Sichtweisen heraus, andererseits müssen sie von der herkömmlichen Beratung abgegrenzt werden. Daher stellen wir die Frage: Welche Rollenvorstellungen entstehen im transdisziplinären Spektrum wischen Beratung und aktionsorientierter Forschung und welche Formen und Funktionen gehen damit einher?

Das Projekt wird gemeinsam von der Design Impact Transition Platform (DIT), dem Dutch Research Institute for Transitions (DRIFT) und der Intersectoral School of Governance Baden-Württemberg (ISoG BW) durchgeführt. Im Zeitraum von Mai bis Oktober 2025 ist unsere Kollegin Dr. Verena Schmid beim DRIFT in Rotterdam vor Ort und bereitet dort die Datenerhebung vor.

Das Projekt nutzt kreative Ansätze, um qualitative Daten zu sammeln. Die Datenerhebung findet beim DRIFT statt. Die dortigen Mitarbeiter:innen sind bereits stark in Aktivitäten entlang des transdisziplinären Spektrums engagiert. Ihre umfassende Erfahrung in diesem Bereich bietet eine solide Grundlage für die Erforschung und Beantwortung der in diesem Projekt aufgeworfenen Fragen. Das Projekt geht über eine klassische Interviewstudie hinaus und setzt kunstbasierte Forschungsmethoden ein, um die Reflexion über die Rollen innerhalb dieses Spektrums zu vertiefen. Die Teilnehmer:innen sind eingeladen, ihre Erfahrungen und Überlegungen durch künstlerische Mittel wie Zeichnungen, Collagen oder andere Formen der visuellen Kunst auszudrücken. Durch diese Methoden versucht das Projekt, über konventionelle Darstellungen hinauszugehen und die erfahrungsbezogenen und emotionalen Dimensionen der Rollen zu erschließen, um ein umfassenderes Verständnis für die Komplexität der transdisziplinären Anforderung zur erlangen.

Ziele des Projekts sind zum einen die Identifizierung neuer Rollen und Funktionen, die sich im transdisziplinären Spektrum zwischen wissenschaftlicher Forschung, Beratung und aktionsorientierter Forschung ergeben. Zum anderen dient das Projekt dazu, die Vorteile von transdisziplinären Ansätzen, auf für die akademische Ausbildung, zu reflektieren.

Forschungsthema: Aushandlungen und Governance in der lokalen Klimapolitik
Methodisches Vorgehen: Dokumentenrecherche, Expert*inneninterviews

Das Projekt „Lokale Klimagovernance“ befindet sich in der Pilotphase und wird in Kooperation mit dem Centrum für Soziale Investitionen und Innovationen (CSI) der Universität Heidelberg durchgeführt.

Der Fokus der Untersuchung liegt auf der lokalen Ebene, welche gerade im Klimaschutz eine Schlüsselrolle innehat. Einerseits werden vor Ort durch die lokale Verwaltung und Politik konkrete Klimaschutzmaßnahmen mit der lokalen Bevölkerung, als Betroffene der Maßnahmen, ausgehandelt und umgesetzt. Andererseits findet ein Großteil des Engagements für Klimaschutz auf lokaler Ebene statt. Viele der großen Umweltschutzorganisationen wie NABU und BUND haben Ortgruppen und auch neuere Initiativen wie Fridays for Future organisieren sich vor Ort. Dort bringen sie sich in konkrete Projekt ein, suchen das Gespräch mit Politik und Verwaltung und partizipieren an Ausschüssen und Versammlungen. Auf der lokalen Ebene findet also die direkte Aushandlung von Klimaschutz mit den betroffenen und engagierten Akteuren statt. Durch die Vielzahl an Akteuren, die sich mit diesem Thema auseinandersetzen und bestimmte Aspekte umsetzen wollen, ist die Verständigung auf wirksame und zukunftsoffene Formen intersektoraler Governance, eine entsprechende Kultur der Politik und des Verwaltungshandelns besonders wichtig – gerade wenn man davon ausgeht, dass sich das Feld der lokalen Klimagovernance gegenwärtig in so etwas wie einer Gründerphase befindet. Deshalb gehen wir der Frage nach: Inwieweit haben sich im Bereich der Klimapolitik neue Aktionsformen, Maßnahmen und Regulative entwickelt, die unter dem Begriff der intersektoralen Governance zusammengefasst werden können?

Für die Untersuchung konzentrieren wir auf sieben Großstädte in Baden-Württemberg. Wir nehmen an, dass sich dort kondensiert die Herausforderungen widerspiegeln, die sich auch in kleineren Städten wenn auch in geringerer Vielfalt beobachten lassen.

In einer Auswertung frei im Netz verfügbarer Dokumente und in selbst durchgeführten Interviews mit Schlüsselpersonen sollen gemeinsame Merkmale, aber auch lokale Besonderheiten in zwei Bereichen erfasst und verdeutlicht werden. Einerseits betrachten wir die Entwicklung der Akteure in lokalen Netzwerken, besonders innerhalb der Politik und Verwaltung und bei den Träger*innen und Akteuren aus der Stadtgesellschaft. Andererseits liegt ein Schwerpunkt der Untersuchung auf Ko-operationsformen, angefangen bei traditionellen Beteiligungsmöglichkeiten über diverse Formen der Öffentlichkeitsbeteiligung bis hin zu neuen Formen der Stakeholder-Beteiligung.

Erste Erkenntnisse und Entwicklungen des Projekts können Sie hier einsehen.

Forschungsthema: Gelingensbedingungen und Hürden intersektoraler Kooperationen
Methodisches Vorgehen: teilnehmende Beobachtung und Expert*inneninterviews

Der Veränderungsdialog setzt sich das Ziel „eine Basis für eine neue, bessere und an gemeinsamen Zielen ausgerichtete Zusammenarbeit der Akteure aus den Bereichen der Landwirtschaft, des Naturschutzes und Lebensmitteleinzelhandels in Baden-Württemberg zu schaffen“ (https://veraenderungsdialog.de/). Die ISoG BW begleitet diesen Prozess aus einer intersektoralen Perspektive mit dem Ziel das Design und den Prozess des Veränderungsdialogs in seinen unterschiedlichen Ausprägungen zu beforschen und mit den Teilnehmenden zu reflektieren.

Die Forschungsfrage, die der Fallstudienarbeit zugrunde liegt, lautet: Was sind Gelingensbedingungen und Hürden für intersektorale Kooperationen? Folgende Dimensionen intersektoraler Kooperationen sind dabei von Interesse: Prozessschritte und Phasen, Initiierung, Ziel der Kooperation, Struktur (Organisation, Netzwerk, etc), Management und Steuerung, Konflikte und –lösungsmechanismen, Macht und Ressourcen, Kommunikation und Entscheidungsfähigkeit, Besonderheiten, Ergebnisse, Erfolge u.ä.m.

Durch die Ergebnisse sollen weitere Erkenntnisse zu Gelingensbedingungen und Hürden von intersektoralen Dialogformaten aufgearbeitet werden, aber auch für die Teilnehmenden des Dialogsprozesses die Möglichkeit zur Reflexion und eventuell zu Verbesserung Ihre Zusammenarbeit gegeben werden.

Forschungsthema: Konfliktlinien, Hürden und Lösungsoptionen in intersektoralen Dialogformaten
Methodisches Vorgehen: teilnehmende Beobachtung, Interviews

Der Strategiedialog Automobilwirtschaft BW startete 2017 mit dem Ziel die Zukunft der Automobilwirtschaft in Baden-Württemberg durch eine institutionalisierte, branchenübergreifende Zusammenarbeit erfolgreich zu gestalten. Die intersektorale Kooperation mit ihren Innovations- und Transformationspotential steht dabei im Fokus.
Wir begleiteten durch teilnehmende Beobachtung mehrere Dialogformate mit dem Fokus auf Kooperationsprozesse, die Darstellung von potentiellen Konfliktlinien und Hürden sowie Lösungsoptionen und –möglichkeiten. Die vom IFOG Instituts und dem Frauenhofer IAO erhobenen Daten wurden und unsere Ergebnisse ergänzt und gemeinsamen zu einer Handreichung ausgearbeitet. Diese wurde im Rahmen einer Fachkonferenz des Strategiedialogs am 17.11.2022 in Brüssel vorgestellt. Die Handreichung „An einem Strang ziehen – Gemeinsam mit den Beschäftigten erfolgreich sein“ kann hier heruntergeladen werden.

Weitere Expert*inneninterviews mit Akteuren des Dialogformats werden unsere Ergebnisse ergänzen und zur Reflexion des Beteiligungsprozesses in seiner Ausgestaltung und seiner Durchführung beitragen.