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Dialogtag Bürokratieabbau - Sektorenübergreifende Strategien

In verschiedenen interaktiven Weiterbildungs- und Diskussionsformaten bringt die ISoG BW Verantwortungstragende aus Staat, Wirtschaft und Zivilgesellschaft zusammen, um sich damit zu beschäftigen, wie Entwicklungsprozesse mit einem umfassenden, nicht allein auf den eigenen Sektor beschränkten Verständnis gesteuert werden können. Eines dieser Formate ist der Dialogtag im Öffentlichen Diskurs. Mit diesem Format wollen wir jährlich verschiedene Fokusthemen aus dem Handlungsfeld der Transformation bearbeiten. Im Jahr 2025 stand das Thema Bürokratieabbau im Fokus.

„Nichts auf der Welt ist so mächtig wie eine Idee, deren Zeit gekommen ist.“
Mit diesem Zitat von Victor Hugo eröffnete Ministerin Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut ihren Impuls beim Dialogtag Bürokratieabbau – und machte damit deutlich: Jetzt ist die Zeit, um entschlossen zu handeln.

Am 5. Mai 2025 kamen knapp 40 Teilnehmende aus Verwaltung, Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Zivilgesellschaft bei der Onlineveranstaltung der Intersectoral School of Governance Baden-Württemberg (ISoG BW) zusammen, um gemeinsam über sektorübergreifende Wege zum Bürokratieabbau zu diskutieren. Die Veranstaltung bildete den Abschluss des diesjährigen Themenschwerpunkts der ISoG BW.

Bürokratieabbau: Zwischen Pflicht, Perspektive und Potenzial

In ihrem einführenden Vortrag zeigte Prof. Dr. Monika Gonser, Leiterin der ISoG BW, warum Bürokratieabbau mehr ist als Prozessoptimierung. Bürokratie sei nicht per se negativ – sie schaffe Sicherheit und Ordnung. Doch wenn sie Selbstzweck werde, blockiere sie Innovationskraft und Handlungsfähigkeit. Besonders deutlich wurde: Bürokratieabbau ist ein intersektorales Thema, das Zusammenarbeit über Systemgrenzen hinweg erfordert.

In der anschließenden Diskussion wurde deutlich, wie stark Bürokratie den Berufsalltag durchdringt – teils bis zu 80 Prozent. Und: Rund 30 Prozent davon werden von Teilnehmenden als überflüssig wahrgenommen. Eine Teilnehmerfrage lautete daher: „Wie schaffen wir den Spagat zwischen Rechtssicherheit und pragmatischem Handeln?“


Drei Impulse – drei Perspektiven auf Veränderung

Im Anschluss beleuchteten drei Fachinputs unterschiedliche Handlungsfelder:

  • Prof. Dr. Monika Gonser zeigte anhand von Praxisbeispielen, wie intersektorale Kooperationen konkrete Beiträge zum Bürokratieabbau leisten können – vorausgesetzt, Vertrauen und klare Verantwortlichkeiten sind gegeben.
  • Helena Klöhr und Dr. Vanda Jover (Bonpago GmbH) diskutierten den Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) zur Vereinfachung und Beschleunigung administrativer Prozesse. Sie machten Mut mit realen Anwendungsbeispielen – etwa Chatbots oder Texterkennung im Baurecht – und warben für ein „ermöglichendes Mindset“ im Datenschutz.
  • Dr. Florian Markscheffel (experience consulting GmbH) analysierte, wie tief Verwaltungskultur in Strukturen und Routinen verankert ist – und warum Transformation häufig an ungeschriebenen Regeln scheitert. Dabei stellte sich auch die Frage: „Muss Veränderung aus der Verwaltung heraus kommen – oder von der Gesellschaft eingefordert werden?“


Podiumsdiskussion: Bürokratieabbau ist Gemeinschaftsaufgabe

In der von Dr. Bernd Villhauer moderierten Podiumsrunde diskutierten Ministerin Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut, Stefan Küpper (Südwestmetall) und Helena Klöhr, wie Verwaltung, Wirtschaft und Zivilgesellschaft gemeinsam Bürokratie abbauen können.

Die Ministerin betonte: „Wir sprechen seit Jahren über Bürokratieabbau – jetzt ist das Momentum da. Wir müssen es nutzen.“
Sie verwies auf konkrete Fortschritte, etwa die Entlastungsallianz Baden-Württemberg, die Verwaltungsprozesse verschlankt und Berichtspflichten reduziert. Auch digitale Lösungen, z. B. durch KI-gestützte Tools, würden bereits getestet.

Stefan Küpper machte deutlich, dass Bürokratie kein Selbstzweck sein dürfe: „Wir brauchen eine funktionierende Verwaltung – keine Frage. Aber Bürokratie darf nicht zum Lähmungsfaktor für Unternehmen und Gesellschaft werden.“
Er warb für ein besseres gegenseitiges Verständnis zwischen Staat und Wirtschaft – und dafür, gemeinsam konkrete, realistische Zielbilder zu entwickeln.


Fazit: Bürokratieabbau beginnt im Dialog – und braucht Mut zum Handeln

Zum Abschluss stellte Prof. Dr. Monika Gonser die entscheidenden Fragen: „Was ist möglich? Was ist denkbar? Und was müssen wir neu verhandeln?“
Der Dialogtag zeigte: Viele gute Ansätze existieren bereits – und viele Beteiligte sind bereit, neue Wege zu gehen. Damit das gelingt, braucht es Offenheit, digitale Kompetenzen, politischen Willen – und Räume wie diesen, in denen sektorübergreifend gedacht und diskutiert werden kann.

Die ISoG BW bedankt sich bei allen Impulsgeber:innen, Teilnehmenden und Kooperationspartnern für die engagierte Teilnahme – und setzt sich auch weiterhin für zukunftsfähige Governance-Lösungen ein.